27. Mai 2012, Maasholm

Paula und ihr Zeh

Torsten und ich gingen einer Männerleidenschaft nach: Das Grillen!

In der einen Hand eine Flasche Bier, in der anderen die Grillzange. Die Augen auf Kohle und Fleisch gerichtet und nebenbei philosophische Gespräche über die richtige Höhe des Grillrosts, die Länge des Fleischgrillens an sich und das sowieso nur wir Männer schon seit der Steinzeit die Godfathers des Grillens sind.

 

Plötzlich lenkte Torsten meine Aufmerksamkeit auf Paula, die gekrümmt auf dem Boden lag und Geräusche von sich ließ, die man vom Lachen und Weinen nicht unterscheiden konnte.

Wie einst Carl Lewis, die etwas Älteren unter uns werden sich erinnern, sprintete ich zu Paula, legte sanft meine linke Hand auf ihre Schulter und mit einer Stimme, die mich zum Germany next top Schwiegersohn machen würde, fragte ich, was denn los sei.

 

Gefühlte 2 Minuten später, meine Rücken tat von der gebückten Haltung schon etwas weh, kam unter, nun war ich mir sicher, den Lachgeräuschen die aus den Zähnen herausgepresste Antwort Paulas: „Mein großer Zeh, gestoßen“. Ach so, dachte ich, nichts Schlimmes, erhob mich und lachte mit. Es traf mich dann aber sofort ein Blick, der mein Lachen einfrieren ließ. Ich weiß nicht, ob jemand diese Situation schon einmal erlebt hat. Man fühlt sich sofort schuldig. Ja, man fühlt sich einfach schuldig, obwohl man nichts getan hat, für die ganze Situation nichts kann, man doch nur helfen wollte und am Ende doch schuldig ist.

 

„Eis“ drang dann auf einmal in meine Ohren.

Mein Gehirn hat ja die wunderbare Eigenschaft, innerhalb einer Hundertstelsekunde perfekt zu funktionieren und zu analysieren: Bereits zum zweiten Mal sprach Paula nicht in ganzen Sätzen! Dabei haben wir doch in der fünften oder sechsten Klasse schon gelernt: Subjekt, Prädikat, Objekt. Man, man, man.... Sollte ich ihr das jetzt nicht mal sagen? Aber ein weiterer Blick von ihr ließ mich verstummen und so fragte ich ganz liebevoll, aber nur in Gedanken: Vanille oder Erdbeere?

 

„Natürlich mein Schatz“, antwortete ich stattdessen. Nun trat aber ein weiteres Problem auf. Wir Männer sind ja die perfekten Griller, Heimwerker und für´s Grobe vorgesehen. Kennen uns perfekt im Keller und in der Garage aus. Wissen wo jede Zange, jeder Hammer, Schrauben, Dübel und der Playboy liegt. Aber Eis, wenn es 2 Kühlschränke gibt, die auch noch örtlich weit voneinander entfernt liegen?

So begann ich dann meinen zweiten Fehler. „In welchem Kühlschrank liegt denn das Eis?“

Man stelle sich die Situation jetzt noch einmal vor. Am Boden kauernd liegt Paula mit Schmerzen am großen Zeh, der bereits zu pochen anfängt. Der Nagel, das hatte ich bislang noch nicht gesehen, ist ein Stück weit abgerissen. Die kniende Haltung auf dem harten Fliesen, auch nicht gerade angenehm. Den Blick nach oben in die grell scheinende Sonne gewand, die Augen tränend, fast zusammengekniffen, die Stirn kraus. Und nun fragt Max doch tatsächlich in welchem Kühlschrank?

 

Da die Antwort auf meine Frage nach 5 Sekunden nicht kam, der Blick immer verständnisloser wurde, entschloss ich mich, erst einmal loszulaufen.

Ich fand dann auf Anhieb das Eis im ersten Kühlschrank, war dementsprechend schnell zurück, legte es Paula in die geöffneten, flehenden Hände und fühlte mich einfach wieder gut.

 

Und die Moral von der Geschicht?

Stoß Dir bloß die Zehe nicht!