21. März 2012, Hamburg

Vasektomie für Anfänger

Max überlegte nicht lange. Seine Paula wollte nicht ewig die Pille schlucken. Die 5 Jahresspirale hat sich nach 3 Monaten als unbrauchbar erwiesen, Gummis und Schaum lagen Ihnen nicht, aus dem „ich zieh schon rechtzeitig zurück“ Alter waren sie heraus, also kam eigentlich nur noch eine Sterilisation in Frage.

 

Im gleichen Haus, indem auch Paulas Frauenarzt (für Max, als damals unerfahrener Teenager, der schönste Beruf der Welt) seinen Beschäftigungen nachging, war auch ein Urologe ansässig. Wie praktisch.

 

Nachdem Max sich im Internet schlau las, Kollegen und Freunde befragte, die diesen „kleinen Routineeingriff“ schon hinter sich hatten und keine Komplikationen vermeldeten, machten die beiden einen Vorgesprächstermin in der urologischen Praxis.

 

Ein netter, etwas älterer Arzt mit ruhigem Wesen und ruhiger Hand (da hatte Max ganz genau hingeguckt), machte einen sympathischen Eindruck. Mit ruhiger, angenehmer Stimme befragte er Max und Paula nach ihren Gründen für die Vasektomie und ob sie schon Kinder hätten. Max hatte 2 erwachsene Kinder, war fast Ende 40 und hatte keine Absichten weitere Schreihälse in die Welt zu setzen. Paula hatte keine Kinder und sich auch bewusst dagegen entschieden. Die biologische Uhr war mit knapp Mitte 40 nun eigentlich auch abgelaufen.

 

Max war aufgeregt und fragte den Arzt wie oft er denn diesen Eingriff operieren würde. Es sei ja ein Unterschied, ob es 1 oder 2 x im Jahr passiert, monatlich, wöchentlich oder gar täglich. Nicht, dass er außer Übung sei! Die Antwort war ein Schmunzeln und die glaubhafte Aussage, dass er ca. 2 x die Woche operieren würde.

 

 

2 Tage vor der OP musste Max 2 Urinbecher füllen, den Deckel mit seinem Namen versehen und in eine kleine Klappe stellen, in der schon mehrere Becher standen. Er war schon drauf und dran, ein paar Deckel zu vertauschen, unterließ es dann aber.

 

Dann kam der Tag X, der sein Leben nachhaltig verändern würde. Charly Chaplin wurde auch noch mit 73 Vater kam es ihm in den Sinn.

 

Ach was, Augen zu und durch, der Schritt ist reiflich überlegt und gewollt.

 

Als erstes wurde vom Arzt noch ein bisschen im Genitalbereich rumgefummelt und alles für OK erklärt. Die Arzthelferin führte Max danach in einen kleinen Umkleideraum und bat ihn, sich bis aufs T-Shirt und die Strümpfe auszuziehen. Sehr sexy befand Max.

 

Nun wurde er auf dem OP Tisch platziert und bemerkte ein aufgeschlagenes Buch mit dem Titel: Vasektomie für Anfänger, Lektion 1! Was soll DAS den nun bedeuten? Hallo, Halloooo!!!

 

Ein grünes Tuch auf der Höhe des Bauchnabels wurde gespannt, damit man nichts sieht.... Der Arzt oder die Arzthelferin, Max konnte dies nicht wirklich ausmachen, rieb gefühlte 3 Minuten den sensiblen Bereich mit einer sterilen Flüssigkeit ein..... Max fragte sich, ob das wirklich so lange dauern musste und wer denn nun tatsächlich an ihm rieb.

 

„Entspannen Sie sich“, sagte der Doc, „nun kommen 2 kleine Einstiche, die die Hoden betäuben“. „Das Serum könnte ein wenig drücken“, sagte er noch und schon war es passiert. Max hatte das Gefühl, damit könnte man auch Elefanten betäuben, aber manchmal hilft viel ja auch viel.

 

„Sooooo, nun geht es los“. „Ich werde nun schneiden und wenn es weh tut, sagen Sie bitte Bescheid, ich merke es ja nicht“.... tolle Aussage dachte Max und versuchte die verkrampften Arschbacken mit nur mäßigen Erfolg zu lösen.

 

Nachdem der erste Hoden aus der Satteltasche heraus war und nun die zweite Seite an der Reihe war, klopfte es an der Tür und eine weitere Arzthelferin steckte den Kopf herein und rief: „Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende und schon jetzt ein tollen Feierabend. Wir sehen uns dann am Montag wieder“. „Jaaaa, Dir auch ein tolles Wochenende und viel Spaß bei Deinen Unternehmungen“ schallte es vom Arzt und seiner Assistentin zurück. HALLO, dachte Max, könnt ihr Euch mal auf Eure Arbeit konzentrieren!!!

 

„So.... nun ist es gleich geschafft“. „Nur noch den letzten Rest vernähen und einen Verband anlegen....Fertig“. „Sie können aufstehen“!

 

Max fühlte in sich hinein und stand langsam auf. Ihm ging es gut. Er schaute an sich herunter und sah das gelbe Sterilisationsmittel, das ca. 1 qm seines Körpers bedeckte. Der Doktor sagte, es sei alles gut verlaufen und morgen zur Kontrolle, ginge er bitte zu seinem Kollegen, da er nicht anwesend sei. Will er sich von seiner Verantwortung drücken, wenn Komplikationen auftreten? Max wurde schnell aus seinen Gedanken gerissen, da er die herausoperierten Überreste auf einem Tablett liegen sah. Wie 2 kleine rosarote Würmchen, die ein wenig, wie vor Schmerzen gekrümmt, nebeneinander lagen, sahen die Samenleiter aus. Wo lagen die Hoden, fragte sich Max und fühlte an sich herunter.... sie waren, Gott sei Dank, noch drin!

 

Kühlen, kühlen, kühlen und ausruhen.....ja, das tat Max dann auch und Paula kümmerte sich rührend um ihren Helden. Die Nacht war ein wenig unruhig, denn mit gespreizten Beinen auf dem Rücken liegend schlief es nicht so gut, wenn man Seitenlage gewöhnt ist.

 

Da das Gewehr von der Satteltasche durch den Verband und ein Pflaster nach oben hin ausgerichtet wurde, kann sich jeder bildlich vorstellen, was auf dem Klo beim kleinen Geschäft los war....

 

 

Kontrolltermin. Ein etwas jüngerer Arzt begrüßte Max und erkundigte sich nach seinem Wohlbefinden. Max erzählte von dem Buch neben dem OP Tisch und beide lachten herzlich. Die Hosen waren schnell unten und der nette Arzt fragte, ob Max wüsste, wie man dieses Pflaster nennt. Nein, warum auch? „Schweinepflaster“ sagte der Doc, „weil es so stark klebt, dass beim Abreißen manchmal ein Hoden hängen bleibt“. Kurze Pause....erneutes Gelächter...nur bei Max nicht ganz so gelöst.

 

Beim Abpulen ließ sich das Pflaster auf der einen Seite tatsächlich nicht lösen....Max´ Gesichtsausdruck verspannte sich. Auf der anderen Seite funktionierte es nun und Gottlob, es blieb nichts hängen.

 

„Alles gut“, sagte der Arzt. „Hier gebe ich Ihnen nun ein Skalpell mit“. „Am Sonntag ziehen Sie den Faden ein Stück weit aus dem Hodensack heraus, bis Sie eine Schlaufe sehen, die es dann durchzuschneiden gilt“.

 

Schweigen! Aha dachte Max, selbst ist der Mann. Diese Arbeit werde ich aber wohl an Paula delegieren, die hat eine ruhigere Hand.

 

Max bekam noch 2 Röhren in die Hand gedrückt, die nach ca. 12 Ergüssen nacheinander gefüllt werden sollen, damit sicher gestellt werden kann, damit man auch tatsächlich zeugungsunfähig ist.

 

Beim Abschied schüttelten die beiden sich noch die Hand und der junge Doc sagte mit einem verschmitzen Lächeln: „So, und dann ist freies Schießen angesagt......“