23. Mai 2012, Maasholm

Max und Paula haben Rücken und Brust

Teil 2

Genauso schmerzhaft, wie man „Rücken“ hat, kann man auch „Brust“ haben. Zumindest ähnlich kam es mir so vor.

Aber um zum eigentlich Punkt zu kommen, muß ich ein wenig ausholen.

Vor einigen Tagen hatten wir ja unsere Freunde Uta und Uli auf Sylt besucht. Uta, eine kleine Sportskanone, ließ so nebenbei den Satz fallen, dass sie die Gangschaltung an ihrem Fahrrad eigentlich nicht bräuchte, da sie zum Trainieren immer im größten Gang fuhr. Aus welchen Gründen auch immer, setzte sich dieser kurze Satz, der gar nicht weiter erörtert wurde, in meinem Kleinhirn fest.

 

Nun waren wir wieder zu Hause und ich hatte mir angewöhnt, einmal am Tag zum Hafen nach Maasholm zu gehen oder zu fahren. Ich holte nun an einem Vormittag mein Fahrrad aus der Garage und erinnerte mich an diesen beiläufig von Uta erwähnten Satz und mein Sportlerherz war erwacht. Entschlossen drehte ich die Gangschaltung auf 7! Mehr ging nicht. Und nun aber los. Die ersten Meter stand ich in den Pedalen, um überhaupt vorwärts zu kommen. Aber innerhalb kürzester Zeit kam ich in Schwung und legte ein beachtliches Tempo vor und das nun im Sitzen. Dieses Tempo kann man aber nicht so einfach beibehalten, auch noch gegen den Wind und bei einer leichten Steigung, also wieder im Stehen geradelt und Schwung geholt. Ich sah schon die Kalorien schwinden, die Beinmuskulatur wachsen und fühlte mich großartig! In Maasholm angekommen fuhr ich in den Hafen, drehte dort so meine Runde und fuhr anschließend, hauptsächlich im Stehen mit viel Schwung holend, Vollgas zurück. Bis hierhin tat sich noch nichts Besonderes. Weder in den Beinen noch in der Brust. Aber das sollte noch kommen!

 

Gegen frühen Abend bemerkte ich es zuerst. Beim tiefen Luftholen schmerzte es unter meiner rechten Brust. Na klar, wird dort sofort angefasst und dabei bemerkte ich, dass meine Brust eigentlich noch recht gut stand für mein Alter. Ich fragte mich sofort, ob dieser Gedanke normal sei, ob andere Männer auch ihre Brust fühlten, um festzustellen, dass sie hängt oder steht? Ich möchte mich aus nicht weiter zu erläuternden Gründen, über dieses Thema nicht weiter auslassen. Zumindest alle Männer werden dies verstehen, denke ich.

Der kleine stechende Schmerz beim Luftholen wurde am Abend aber nicht weniger, sondern eher mehr. Beim Zubettgehen dachte ich noch, die Nacht wird alles beruhigen und morgen ist alles wieder gut. Was für ein Trugschluss. Es wurde immer schlimmer. Beim Drehen, beim Gähnen und selbst beim Atmen tat es weh. Ich versuchte so flach wie möglich Luft zu holen, mich nicht zu drehen und schon gar nicht zu gähnen. Was für eine Nacht.

 

Der nächste Tag: Beim Aufwachen, ich hatte tatsächlich geschlafen, peinigte mich die Stelle weiter. Das Aufstehen, sportlich aus dem Rücken heraus, war ein unüberwindbares Hindernis. „Genauso wie die langhaarige Blondine aus der ersten Klasse, die auch nach langem Baggern nichts von mir wissen wollte“, schoss es mir in den Kopf. Ich sank in die Kissen zurück, ließ den Schmerz langsam entweichen und versuchte mich orthopädisch wertvoll auf die Seite zu rollen, um altersgerecht aufzustehen. Ich war schon froh, keine Hilfe von Paula entgegen zu nehmen. Wie sieht denn so etwas aus, ich bin doch ihr Highländer und der durfte nicht schwächeln.

Ich schlurfte nun ins Badezimmer, ging aufs Örtchen und ließ einen Obama ins weiße Haus krachen. Warum ich diese Geschichte erzähle? Es würde sonst kein Mensch glauben, dass selbst die Reinigung des menschlichen Ausgangs durch die Drehung des Oberkörpers weitere Schmerzen auslöst. Verdammt noch mal!!

 

Beim Frühstück versuchten wir zu analysieren, woher der Schmerz kam und stießen auf die ungewohnte Art Fahrrad zu fahren. Paula diagnostizierte eine Zerrung. Aha! Wir wussten nun was es ist und erkannten auch, dass eine Zerrung einige Tage zum Abklingen braucht.

 

An dieser Stelle der Geschichte werde ich die nächsten Tage nun versuchen zusammenzufassen. Ich vermied jede Art der Anstrengung und hatte Schmerzen beim Luftholen, Bücken, Strecken, Drehen, Lachen, Husten, Gähnen, Naseputzen, aus dem Auto steigen, ans Fahrrad fahren war nicht zu denken, Sparziergänge vermied ich und vor jedem Gang auf´s Klo grauste mir...